Pokern mit Strategie

Montag, 15. März 2010

Wo ich im vorigen Post noch was zum Thema "fail" hatte...

Der Inhalt dieses Posts läßt sich am besten so betiteln:

"Blackmail Fail"

Ich habe Anfang letzter Woche einen Brief bekommen. Das ist jetzt weder ein fail, noch was besonderes. Das war aber ein ganz spezieller Brief. Der Absender war eine "Inkasso-Treuhand GmbH" (das ist nicht der Name, sondern die im Briefkopf geführte Beschreibung der Branche) mit Sitz in Norddeutschland (Genaueres lasse ich mal weg).

Im ersten Moment war ich "überrascht", im zweiten Moment (also während des Lesens) dachte ich mehrfach "WTF?" und im dritten Moment (als ich das Lesen beendet hatte) gab es nur eins zu sagen: "Nich mit dem Commander!". Aber der Reihe nach.

Grob gesagt ging es darum, daß dieses "Unternehmen" scheinbar vom Brillendealer meines Vertrauens wegen ausstehender Zahlungen beauftragt wurde abzukassieren. Beim Lesen blieb mein müdes Auge jedoch an einigen Dingen hängen. Deswegen hier auszugsweise Zitate (die Einträge in den eckigen Klammern sind übrigens meine eigenen Kommentare zu dem Text, wie man sich vermutlich denken kann):

"Sehr geehrter Herr Boenke,

unser Außendienst hat Sie in der Vergangenheit leider nicht antreffen können. [Da hab ich schon zum zweiten Mal gestutzt. Das erste Mal war bereits der Betreff, der besagte, daß mein Brillendealer ne Forderung hat.] Wir gehen daher davon aus, daß Sie einer regelmäßigen Arbeit nachgehen. ["Einer regelmäßigen und ehrbaren, bei der ich die Kunden nicht wie Graf Koks von der Halde generös herablassend von oben herab anquatsche.", möchte ich hinzufügen, ihr Unsympathen...] Wir sind nunmehr beauftragt, Ihnen ohne Präjudiz für die Sach- und Rechtslage folgenden Vergleichsvorschlag zu unterbreiten. ["Oh Danke, Bwana! Ihr seid mir gegenüber also in eurer unermeßlichen Gnade dazu bereit, ganz vorurteilsfrei eine Nachricht zu überbringen, die man euch auf den Weg gab. Ich werfe mich in den Staub vor euch - damit ich näher an euren Schuhen dran bin, um gezielt auf sie drauf zu kotzen..."]
Bisher stehen insgesamt 89,95 EUR zur Zahlung aus.
Wir schlagen Ihnen daher vor, dass Sie lediglich einen Betrag in Höhe von 44,92 EUR zahlen.
Durch Zahlung des Vergleichsbetrages wäre die Angelegenheit dann für Sie endgültig erledigt." ["Ach, wie jetzt? Wenn ich das Vergleichsangebot annehme, dann ist schon Schluß? Das kommt ja überraschend!"]

Danach kam halt noch übliches Geseiher über Fristen, Bitte um Benachrichtigung, ob ich das jetzt machen will, juristisch abgesicherte Drohungen durch die sprachlich gestelzte Blume und der obligatorische Überweisungsvordruck.

So weit so gut. Wie gesagt: An dem Punkt hieß es bei mir: "Nich mit dem Commander!". Warum? Naja, aus folgenden Gründen:
1. Ich habe das letzte Mal vor über einem Jahr mit dem Nasenfahrradmonteur zu tun gehabt, mit dem Ergebnis, daß ich da ca. 40 € gegen tragbare Fensterscheiben samt Rahmen eingetauscht habe.
2. Ich habe in all der Zeit keine Forderungen vom Optiktrickserbetrieb bekommen, daß da was offen wäre. Keine Briefe, keine mails, keine Anrufe, sondern schlicht und ergreifend "NÜSCHT!"
3. Die Außendienstmitarbeiter, die mich nicht angetroffen haben wollen, scheinen Romulaner zu sein. Offensichtlich enttarnen sie sich nur dann, wenn das Zielobjekt auf dem Schirm auftaucht. Ansonsten bleiben sie für alle unsichtbar. Wie sonst soll ich mir erklären, daß in diesem Haushalt, in dem an jedem einzelnen Tag der Woche rund um die Uhr immer mindestens eine Person da ist, keiner je etwas von diesen Mitarbeitern gehört oder gesehen hat? Könnte man ja eigentlich erwarten, daß die zumindest mal freundlich klingeln und fragen ob das Opf... ahm, die Zielperson da ist - und falls nicht, dann hinterläßt man nen verschlossenen Umschlag, der dann ganz Thriller-like dem bis dato ahnungslosen Menschen offenbart, daß er nicht unbeachtet bleibt. Kurz: keine Sau hat sie je gesehen und sie haben sich nie bemerkbar gemacht.
4. Solche Vergleichsangebote sind natürlich ne Möglichkeit so etwas zu bereinigen, aber irgendwie werde ich durchaus skeptisch, wenn sowas gleich im ersten Schreiben kommt, anstatt daß man da über Ratenzahlungen redet bzw. mal anfragt, was sich denn der Schuldner so vorstellt/leisten kann.

Das alles, zusammen mit der Tatsache, daß ich zwar durchaus mal so hell wie drei Dunkle sein kann, aber definitiv nicht nur mit dem Klammerbeutel gepudert wurde, veranlaßte mich dazu, einfach mal ganz "doof" beim Spekuliereisenklöppelunternehmen anzurufen und zu fragen: Was denn da eigentlich noch zu zahlen wäre. Und siehe, es ward Licht.

In dem kurzen und freundlichen Telefonat konnte man auf Anhieb nichts finden, was ich noch zu bezahlen hätte, aber man wollte das mal genauer checken und mich innerhalb der nächsten zwei Tage zurückrufen. Gesägt, tun getan und nur einen Tag danach schrillte das Fernofon, nur um mir mit quäkender Stimme das Ergebnis vom anderen Ende der Leitung zu übermitteln - nämlich: Kein Ergebnis.

Nachdem das geklärt war, war die Zeit zur Gegenoffensive gekommen und so schrob (DÄ ftw! :D) ich an das Inkasso-Unternehmen folgenden Brief:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
Bezug nehmend auf Ihr Schreiben vom 08.03.2010 (Betreff: Aktenzeichen blablabla) schreibe ich Ihnen als Interessensvertreter meiner eigenen Person. Nachdem ich mir bei dem von Ihnen angeführten Gläubiger Auskunft eingeholt habe, bleibt festzustellen, daß dort keinerlei Forderungen gegen mich vorliegen. Aus diesem Grunde möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich Ihr Schreiben als eine von Form "dilletantischem betrügerischem Erpressungsversuch" werte und habe mich daher selbst damit beauftragt Ihnen mit vollkommener Präjudiz der Sach- und Rechtslage folgenden Vergleichsvorschlag zu unterbreiten.
Bisher stehen insgesamt 1,55 EUR (Telefon- und Portokosten bezüglich der Klärung des Sachverhaltes) zur Zahlung, sowie eine Anzeige wegen Betrugs und eine dringende sowie erst- und einmalige Aufforderung zur Aussage Ihrerseits darüber, wie Sie an meine Daten gekommen sind, um mich mit dieser Frechheit um mein Geld erleichtern zu wollen, aus.
Ich schlage Ihnen daher vor, daß Sie mirlediglich offenlegen, woher meine Daten in Ihrer Kartei stammen und daß ich nie mehr von Ihrer "Hobby-Kriminellen GmbH" höre.
Durch Erbringung dieser Leistungen wäre die Angelegenheit dann für Sie vermutlich erledigt.
Ich möchte Sie bitten, mir mitzuteilen, ob Sie sich mit dem Vergleichsvorschlag einverstanden erklären.
Für den Fall, daß Sie das Vergleichsangebot akzeptieren, bitte ich um Rückmeldung bis zum 15.03.2010.
Bei fruchtlosem Fristablauf bin ich beauftragt, das Verfahren bis zum bitteren Ende gegen Sie durchzuführen (und um es mal etwas weniger lustig zu formulieren: Mein Rechtsanwalt ist bereits über sämtliche Fakten in Kenntnis gesetzt und bereitet für alle Fälle schon einmal den für Sie sehr schmerzlichen Rechtsweg vor) [Anm. Der Vater meiner Lebensgefährtin ist Rechtsanwalt, u.a. Fachanwalt für Strafsachen... Rechtlicher Beistand für lau - I like! ^^]
Das Vergleichsangebot ist dann hinfällig.
Mit freundlichen Grüßen"

Tja, der "Fristablauf" war Heute. Gehört habe ich von dem Verein nichts mehr. Ich geb Ihnen noch zwei Tage Aufschub und dann darf da mal "mein" Anwalt anrufen. [insert diabolic laughter] Die sollen sich ruhig ein wenig in die Hosen machen, nachdem sie meinen Brief scheinbar als "nicht ernst zu nehmen" eingestuft haben. ;)

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