Pokern mit Strategie

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Blut für den Blutgott!

Ähm, *räusper* Verzeihung für diesen Ausbruch eines "Warhammer Fantasy"-geschädigten Bloggers...

Worum es geht? Um das hier:

Mercedes-Benz ist "in die Kritik geraten", weil sie von ihren Bewerben Blutproben verlangen. Diese Blutproben sollen, laut Mercedes, keinerlei Einfluß darauf haben, ob denn ein Bewerber eingestellt wird oder nicht.

Nun mag man denken: Na gut, wenn das keine Gewichtung bezüglich der Stellenvergabe besitzt, dann kann man das ja mal machen. Aber wer das ernsthaft glaubt, der ist mit dem Klammerbeutel gepudert worden...

Was soll denn so ein Bluttest bewirken? Warum macht man den denn? Natürlich um etwas festzustellen. Und was will man feststellen? Genau das, was man in einem Vorstellungsgespräch nicht erfahren soll bzw. muß (luat offizieller Rechtslage), um eben den Bewerben, wenn sie denn einen "Makel" aufweisen, dennoch die Chance auf eine Anstellung zu geben.

Anhand eines solchen Bluttests kann man feststellen, ob ein Bewerber/eine Bewerberin schwanger ist, Drogen nimmt, dem Alkohol frönt oder schlimme Krankheiten hat und was weiß ich noch... Und sollte einer dieser Fälle sich als positiv erweisen, dann kann mir doch keiner erzählen, daß Mercedes diese Person tatsächlich einstellen würde.

So weit, so . . . naja . . . Vom unternehmerischen Standpunkt aus gesehen ist das nachvollziehbar. Wer möchte denn jemanden einstellen, der womöglich innerhalb des nächsten Jahres schon wegen Schwangerschaft oder Krankheit ausfällt, bzw. direkt mal im Vollrausch oder komplett zugedröhnt den ersten Dienst antritt? Allerdings gibt es da letztlich doch noch ein Problem, was dieses Schwert besonders zweischneidig macht...

Es ist, im Rahmen eines Einstellungsgespräches, unzulässig, daß ein Arbeitgebeer einem potentiellen Arbeitnehmer Fragen nach eben genau diesen Dingen stellt. Um so etwas festzustellen, gibt es in der Regel die "Einstellungsuntersuchung", d.h. nach Abschluß eines Vertrages wird der Neu-Lohnsklave medizinisch überprüft und dann sieht man, ob eine der oben genannten Situationen eintritt.

Und da beißt sich die Katze selbst in den Schwanz. Warum? Halten wir uns mal an Fakten:

- Ein Arbeitgeber darf einen Bewerber nicht nach schweren Krankheiten, Schwangerschaft, Drogen- und/oder Alkoholkonsum befragen, damit die Chancen des Bewerbers nicht von vornherein gleich Null gehen [Ich kenne Leute, die zwar durchaus mal ordentlich "einen durchziehen", also sich die Birne mit Drogen vollhauen, aber dennoch in dem, was sie tun, verdammt kompetent sind].
- Schwangerschaft ist eine temporäre Erscheinung, die ebenfalls keinerlei Aussagekraft bzüglich der Qualifikation zuläßt.
- Gleiches gilt in der Regel für Krankheiten. Wenn jemand, sagen wir mal AIDS hat (um ein Extrembeispiel zu bemühen), dann sagt das nichts über seine Fähigkeiten aus.

Von daher könnte man sagen, daß es einen potentiellen Arbeitsgeber einen Scheißdreck angeht, ob da irgendwas in dieser Richtung vorliegt, solang die Qualifikation paßt und der Bewerber sich kompetent darstellt.

A B E R ! ! !

Jetzt kömmt die crux.

Was nützt es einem Arbeitgeber denn, wenn er jemanden einstellt und dann feststellt, daß er innerhalb der nächsten 1 - 3 Jahre bereits langfristig ausfällt, also quasi "totes Kapital" darstellt (human ressources, anyone?).
Ein Arbeitnehmer kann noch so kompetent sein, aber wenn sie schwanger ist und dann wirft und Mutterschaft in Anspruch nimmt, oder er innerhalb der nächsten 2 Jahren auf immer ausfällt wegen seiner schweren Krankheit, dann steht der Arbeitgeber blöd da. Warum? Naja, wegen dieser Kausalitätskette:
Bewerbung erhalten, Bewerber eingestellt, Bewerber fällt auf lange Zeit (für immer?) aus, Arbeitgeber braucht schon wieder ne neue Kraft.

So, was soll dieser Exkurs?

Ganz einfach, es zeigt wo das Problem heutzutage liegt. Political correctness, Chancengleichheit usw. sind wunderbar, aber gerade jetzt, wo eh alles mehr im argen liegt, da müssten eigentlich andere Maßstäbe angesetzt werden (so vom Standpunkt des oft bemühten "common sense" her gesehen), welche allerdings wiederum dem zuwider liefen, was das ausmacht, das uns als Volk ausmacht: Grundrechte - also, keine Benachteiligung und so, Chancengleichheit und so...

Und das bringt mich zur eigentlichen Frage der ganzen Sache:

Wie bewertet man sowas? Klar, jeder verdient die gleichen Chancen, aber ebenso verdient ein Arbeitgeber auch Klarheit. Muß der Arbeitgeber um der "political correctness" Willen dazu gezwungen sein mit dem "Menschenkapital" zu spekulieren und die Katze im Sack zu kaufen? Wo zieht man die Grenze zwischen notwendiger unternehmerischer Vernunft und der Integrität des Individuums?

Das ist die Frage, die sich stellt und auf die ich leider keine Antwort habe, so gerne ich auch antworten können würde...

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